Die Voliere an der Rötistrasse 37, wie sie heute aussieht.
Die Voliere an der Rötistrasse 37, wie sie heute aussieht.

Die Geschichte der Voliere

Zug, St. Gallen und Neuenbug hatten schon eine: Um die Jahrhundertwende diskutierte die Ornithologische Gesellschaft auch in Solothurn über den Bau einer Vogelvoliere. Im Vorstand, damals hiess er Comité, wurde anfangs 1899 auf Anregung des Försters Gyr über den Bau einer öffentlichen Anlage hinter der Kantonalbank diskutiert. Schon eine Woche später beschloss die Generalversammlung deren Bau. Im November gab es erste Pläne, die für den Bau mit Kosten von 10'000 Franken rechneten. Für den jährlichen Unterhalt wurden 1000 Franken budgetiert. In der Planungsphase änderten sich diese Prognosen noch mehrfach. Schliesslich wurde der Pavillon noch einmal redimensioniert, um Kosten zu sparen, so dass die Vereinsversammlung im November 1900 definitiv grünes Licht geben konnte. Die Sammlung hatte zuvor 4590 Spendenfranken an den Bau und 935 Spendenfranken an den Unterhalt ergeben. Der Bau verlief turbulent, weil die ausführende Baufirma Konkurs anmelden musste. Aber zu guter Letzt konnte am 1. Juni 1901 für Gesamtkosten von 8080 Franken bei der damaligen Kantonalbank ein hübscher Pavillon eingeweiht werden. Die Ornithologische Gesellschaft musste noch ein Defzit von 436.80 Franken decken - aber Solothun hatte nun seine erste Voliere.

Die erste Solothurner Voliere bei der Kantonalbank 1901
Die erste Solothurner Voliere bei der Kantonalbank 1901

Der erste Abwart der Voliere wurde für 400 Franken Jahresgehalt angestellt. Als Gegenleistung musste er genaue Fütterungszeiten einhalten, die Vögel bei kalter Witterung in geheizte Räume dislozieren und die Anlage reinigen.

 

Die Voliere muss weichen

 

Im Frühling 1952 konkretisierten sich die Ausbaupläne der Solothurner Kantonalbank. Die Voliere und ein Musikpavillon mussten weichen.  Erst im Dezember zuvor waren die Ornithologen bei der Stadt vorstellig geworden, um einen neuen Standort zu suchen. Klar war aber, dass es ein Provisorium brauchte. Es schien beim damaligen Obmann gefunden zu sein, als dieser kurz vor dem geplanten Umzug überraschend an einem Herzschlag verstarb. Als Retter in der Not trat nun ein Mann in Erscheinung, der viel später für sein Wirken sogar mit der Ehrendoktorwürde ausgezichnet wurde. Max Bloesch, der in Altreu vier Jahre zuvor den Storchenansiedlungsversuch gestartet hatte, nahm einen Teil der Tiere nach Altreu und den anderen, temperaturempfindlicheren, zu sich in den privaten Garten am Sälirain, wo mit dem Abbruchmaterial der Voliere eine Art Notunterkunft errichtet worden war.

Auf administrativer Ebene folgten intensive Verhandlungen mit der Stadt. Schliesslich konnte im Januar 1954 das Baugesuch für die heutige Voliere an der Rötistrasse aufgelegt werden. Anfang März musste ein Kastanienbaum weichen und im April konnten die Bauarbeiten beginnen. Bereits im Oktober war der Neubau fertig. Die ersten Bewohner waren eine "Exoten-Kollektion", Webervögel und chinesische Zwergwachteln, eine Koje mit einheimischen Vögeln, Wellensittiche und Agapornis sowie Rebhühner, Brautenten, Mandarinenten, Teichhuhn und ein Goldfasan. Am 20. November 1954 wurde die Einweihung gefeiert - nach einem langen Hin- und Her um den umstrittenen Platz für den Neubau. Die Kosten für die neue Voliere waren schon deutlich höher: Rund 80'000 Franken.

 

Anlässlich des Jubiläums 2001 wurde die Voliere zum letzten Mal renoviert.

Neubau der Voliere an der Rötistrasse 1954
Neubau der Voliere an der Rötistrasse 1954
Kurz nach der Einweihung 1954
Kurz nach der Einweihung 1954