Der Graupapagei Bobbie wohnt in der Nachbarkoje von Heidi und seinem zwei Tage älteren Bruder Leo. Bobbie ist ausserordentlich mitteilsam. Seine Spezialität ist es, Frauen wie ein Bauarbeiter hinterher zu pfeifen. Es kam schon vor, dass Walter Ferndriger in Erklärungsnöte geriet, als er zum Zeitpunkt des Geschehenes die Koje reinigte und von einer empörten Passantin zur Rede gestellt wurde. Bobbies Repertoire umfasst aber auch die gepflegte Konversation von einem charmant gehauchten "Hallo" über ein fröhliches "Guete Morge" bis zum freundlichen "Adieu". Richtig ins Element kommt er mit schöner Regelmässigkeit, wenn in der Voliere der Staubsauger läuft. Da singt er auch mal ein selbständig weiter entwickeltes "Happy Birthday" oder feiert sich selbst mit dem Gruss "Sali Bobbie-Buebeli". Auf diese Weise bekommen auch Voliere-Gäste draussen mit, was die Papageien im Innern von ihren Betreuerinnen zu hören bekommen. Bobbie trägt wie sein Bruder Leo einen grünen Ring, aber sein unverwechselbares Erkennungszeichen ist der linke Fuss. Dort fehlt an der einen Zehe jene Kralle, die ihm Leo im Bruderstreit abgezwackt hat.
Heidi ist mit ihren 26 Jahren die Dame des Hauses. Sie ist sehr zutraulich und sitzt am liebsten auf der Schulter von Catrin Ferndriger - solange Walter Ferndriger nicht in der Nähe ist. Taucht er auf, hat sie nur noch Augen für ihn. Besucherinnen und Besucher der Voliere erkennen sie daran, dass sie deutlich graziler ist als ihr Mitbewohner Leo. Sollten noch Zweifel bestehen: Sie trägt als Einzige einen silbernen Ring. Ihre ersten 20 Jahre verbrachte Heidi bei einer betagten Bäuerin im Wasseramt. Dort hat sie offenbar auch einen nicht zitierbaren Kraftausdruck gelernt. In der Voliere hat sie mit dem Sprechen aufgehört, obwohl auch dort gelegentlich ein klares Wort angebracht wäre, wenn die Veranstalter nächtlicher Saufgelage ihren Dreck liegen lassen. Aber Heidi hat sich nach dem Umzug in die Stadt auf die Produktion von Kartonschnitzeln spezialisiert. Catrin Ferndriger wirft ihr in unregelmässigen Abständen Kartonschachteln zum Frass vor, die sie innert einer Stunde in ihre Kleinstteile zerlegt.
Von den drei Graupapageien ist Leo der Kräftigste und der Gelehrigste. Er weiss genau, dass er sein Frühstücks-Erdnüsschen erst bekommt, wenn er einen schönen Pfiff abgeliefert hat. Sein Schnabel ist eine veritable Beisszange, mit der er Drahtgitter demontiert und lässig Haselnüsse knackt, bei denen er anschliessend mit chirurgischer Präzision den Kern heraus operiert. Leo ist aber auch ein Bengel, den Catrin Ferndriger beim täglichen Besuch in der Futterküche nie zu lange aus den Augen lassen kann. Leo untersucht und knabbert alles an, was nicht niet- und nagelfest ist. Kein Wunder, gibt es ein Wort, das er zwar nicht aussprechen kann, aber bestens versteht: "Nein". Er bewohnt die Nachbarvoliere zu den grünen Papageien und trägt im Unterschied zu seiner WG-Genossin Heidi einen grünen Ring am Fuss. Leo ahmt gelegentlich Geräusche wie einen charakteristischen Seufzer von Helferin Esther Chatelain nach. Aber Worte spricht er nicht nach. Am 20. Mai ist er fünf Jahre alt geworden.
In der Eckvoliere leben die drei grossen grünen Papageien. Ihr Anführer ist Coco, die Blaustirn-Amazone. Die Rangordnung zeigt sich am deutlichsten bei der Fütterung: Als grösster und kräftigster Vogel ist Coco der Erste am Futternapf. Wenn er es will, müssen die anderen warten, bis er satt ist. Gemäss seinen Papieren ist er ein Männchen und 2005 geboren. Sein Erkennungszeichen sind die bläulichen Federn über dem Schnabelansatz. Noch bevor Walter Ferndriger morgens die Tür zur Koje öffnet, gibt Coco mit einem melodiösen Pfiff das Signal dazu. Offensichtlich freut er sich noch immer darüber, dass sein Reich täglich mit dem Wasserschlauch gereinigt wird. Wenn man ihm geduldig Fragen stellt, antwortet Coco mit "Ja". Nein sagen kann oder will er nicht.
Alex, der dritte im Bund, ist meistens etwas abseits. Sein Erkennungszeichen ist der durchgehend hell gefärbte Schnabel. Sicher ist gemäss der Federanalyse, dass auch er ein
Männchen ist. Alter und Herkunft der beiden Gelbstirnamazonen sind aber nirgends dokumentiert. Sicher ist nur, dass das Trio in Koje 1 schon seit über zehn Jahren in der Voliere lebt. Alex ist
zwar der schmächtigste Papagei in der Eckvoliere, aber er kann sich durchsetzen. Bei der Nüsschenverteilung ist er die Nummer Zwei. Auf Beat reagiert er trotzdem sehr eifersüchtig. Oft schläft er
als Einziger in der Innenkoje. Gleichzeitig ist er vorwitziger als der vorsichtige Beat. Sprechen können beide Gelbstirnamazonen nicht. Aber Radau machen alle drei.
Beat (rechts im Bild) ist eine Gelbstirn-Amazone. Da mit Alex noch eine zweite Gelbstirn-Amazone in der selben Voliere lebt, ist das Unterscheidungsmerkmal wichtig: Beat hat eine deutlich sichtbare schwarze Färbung auf der Oberseite seines Schnabels. Er ist in der Nahrungskette die Nummer drei, was bedeutet, dass er als Letzter fressen darf. So arm dran ist er deswegen nicht. Sein bester Freund und Bodyguard ist Boss Coco, hinter dem er sich gerne versteckt, wenn es brenzlig wird. Coco lässt ihn bei guter Laune auch mal aus dem selben Napf fressen. Meistens sitzen die beiden nahe beieinander auf einer Stange und putzen sich gegenseitig das Gefieder. Beat kann nicht sprechen, aber laut werden kann auch er. Vor allem wenn Coco in der Nähe ist.
Franziska und Michael Vetter aus Hubersdorf dürften zu den treusten Gästen in der Voliere gehören. Drei- bis viermal pro Woche sind sie hier anzutreffen. Sie kennen nicht nur die verschiedenen Arten, die hier vertreten sind, sondern auch die Namen der Papageien. Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt den drei Graupapageien Heidi, Leo und Bobbie, mit denen sie eine eigentliche Freundschaft aufgebaut haben: «Diese intelligenten und sensiblen Vögel sind ein nicht versiegender Quell der Freude», schreibt Franziska Vetter. «Ein jeder der drei Papageien verfügt wie wir Menschen über seine ureigene Persönlichkeit. Heidi die Grande Dame des Trios und mit ihren 25 Jahren die Älteste im Bunde, betört mit abgeklärtem, weiblichen Charme und tiefgründigem Blick aus Sphinxen-Augen, während die beiden Jungspunde Bobbie und Leo, vor männlicher Kraft und Übermut strotzen, mit zirkusreifen Kletterkünsten und lautstarken Pfeifkonzerten die Zuschauer zum Lachen bringen.» So poetisch sind die drei vorwitzigen Grauen noch nie besungen worden. Auch Michael Vetter ist mit den Volierenbewohnern bestens vertraut und hat Heidi beigebracht, auf ein Stichwort den Kopf zu schütteln. «Wir führen aber auch immer wieder interessante Gespräche mit weiteren Besuchern», sagt Franziska Vetter. «Wir danken dem Ehepaar Ferndriger von Herzen für ihren langjährigen, riesigen Einsatz zum Wohl der Vögel und nicht minder zur Freude der unzähligen Menschen».
Es ist nicht mit letzter Sicherheit verbürgt, aber vermutlich seit ihrer Gründung im Jahr 1901 hält die Voliere auch Halsbandsittiche. Dem Veterinäramt des Kantons Solothurn ist es anlässlich einer Mittagspause am 14. Oktober 2024 aufgefallen, als der amtliche Tierarzt seine Verpflegung auf einer Bank bei der Voliere zu sich nahm. Postwendend erreichte uns eine Mail, wonach die Haltung von Psitticula krameri gemäss Jagdgesetzgebung bewilligungspflichtig sei. Freundlicherweise war das entsprechende fünfseitige Formular gleich beigefügt. Die Mitteilung endete mit den Worten: «Die Kosten für eine entsprechende Bewilligung betragen Fr. 200.00 für 2 Jahre. Danke für Ihre Antwort. Freundliche Grüsse.» In der Folge beschäftigte sich der Vorstand der Ornithologischen Gesellschaft mit der Frage, ob die verantwortliche Person für die Tierbetreuung «Tierpfleger/in nach Arts 195 TSchV» ist, über einen «Sachkundeausweis nach Art. 198 TSchV» verfügt oder doch eher eine andere Ausbildung. Er vermass Volumen und Grundfläche der Gehege, lieferte pflichtgetreu eine Skizze derselbigen und beantragte formularvollendet eine Bewilligung für die Haltung von drei Psitticula krameri, welche postwendend erteilt wurde. Den Freundinnen und Freunden der Voliere können wir somit zur Weihnachtszeit drei frohe Botschaften verkünden: 1. Die drei illegalen Halsbandsittiche in der Voliere verfügen jetzt über eine offizielle Aufenthaltsgenehmigung. 2. Der Veterinärdienst hat der Voliere die Bewilligungsgebühr von 200 Fr. grosszügigerweise erlassen. 3. Die Voliere hat in den vergangenen 120 Jahren amtlicher Nichtbeachtung schätzungsweise 12´000 Franken gespart.
Nach fast 70 Jahren Existenz als Verein der «Hingergässler» in der Solothurner Altstadt, hat der St. Urban-Leist im Herbst 2023 seine Auflösung beschlossen. Vom verbliebenen Vereinsvermögen spendeten die alteingesessenen Solothurnerinnen und Solothurner 2000 Franken an die Voliere. Nach einer kleinen Führung durch das Innere der Anlage überreichte Leist-Präsident Matthias Welter den Check an Jeannette Frech, Präsidentin der Ornithologischen Gesellschaft Solothurn. Die Voliere bedankt sich herzlich für die grosszügige Spende und die Wertschätzung.
Ebenso wie zahlreiche andere Vereine kämpft auch die Ornithologische Gesellschaft Solothurn (OGS) mit Nachwuchsproblemen. Aus diesem Grund hat ihre Generalversammlung im März erste Schritte zur Auflösung eingeleitet. Der Verein, der die Voliere betreibt, hat nur noch wenige ältere Mitglieder. Zwar kann der Volierenbetrieb auch ohne OG weitergeführt werden, solange das Engagament von Walter und Catrin Ferndriger andauert. Aber eine Nachfolgelösung ist zurzeit sehr unwahrscheinlich. Die Versuche, ein neues Betreuungsteam aufzubauen, haben insofern gefruchtet, als fleissige Helferinnen gefunden wurden. Aber Leute, die die ganze Arbeit und Verantwortung übernehmen können, sind nicht in Sicht. Dazu kommt, dass die finanzielle Unterstützung für die Voliere bröckelt und der Baurechtsvertrag mit der Stadt in zehn Jahren ausläuft. «Es ist Zeit, sich auf ein Ende der 125jährigen Institution einzustellen», wie OGS-Präsidentin Jeannette Frech an der Generalversammlung erklärte. Nicht sofort, aber in absehbarer Zeit. Bis es so weit ist, danken wir unseren Spenderinnen und Spendern herzlich, dass sie mit ihrer Unterstützung dazu beitragen, den Betrieb in der Voliere aufrecht zu erhalten.
Während vielen Jahren hat Regio Energie Solothurn die Voliere mit einem jährlichen Beitrag von 12 000 Franken unterstützt. Diese Unterstützung war zusammen mit einem jährlichen Beitrag in selber Höhe von der Stadt Solothurn die finanzielle Basis des Volierebetriebs. Die Ornithologische Gesellschaft Solothurn bedankt sich herzlich bei der Regio Energie für diese grösszügige Geste und die langjährige Treue. 2023 hat Regio Energie entschieden, diese Mittel künftig für andere Zwecke im Sponsoring einzusetzen. Dank einem sparsamen Umgang mit den Spendengeldern und der Unterstützung durch die Stadt Solothurn kann die Voliere den Ausfall für eine gewisse Zeit verkraften. Sie wird allerdings vorderhand Defizite schreiben. Deshalb ist das Volierenteam auf der Suche nach einem neuen Sponsor, der einen Teil des Ausfalls kompensieren möchte. Auch diese Suche ist nicht einfach und dürfte etwas Zeit beanspruchen.
Der Nymphensittich erfreut sich grosser Beliebtheit als Haustier. Das ist auch in der Voliere zu spüren. Immer wieder erreichen uns Anfragen, ob wir einen oder mehrere Nymphensittiche aufnehmen können. Meist müssen sie abschlägig beantwortet werden, weil die Koje mit den Nymphensittichen voll besetzt ist. Zudem muss jeweils etwas Platz freigehalten werden, um Feriengäste aufzunehmen oder weil der Voliere gelegentlich entwischte Tiere zufliegen, die dort ihre Artgenossen hören. Im vergangenen Spätsommer zwängte sich ein solcher Flüchtling zwischen Kunststoffdach und Gitter. Er liess sich so einfach einfangen, dass er auf den Namen «Glünggi» getauft wurde. Wenige Tage später brachte eine Halterin ihre drei Nymphensittiche während eines Ferienaufenthalts in die Voliere. Nach den Ferien nahm sie vier Nymphensittiche mit nach Hause, weil es gelungen war, sie von den Vorzügen des «Glünggi» zu überzeugen. Die selbe Geschichte hatte sich schon vor drei Jahren einmal so abgespielt. Damals brachte sie zwei Tiere und nahm einen dritten namens Anton zusätzlich mit nach Hause. Anton war zuvor gebracht worden, weil er einen Ring der Voliere trug.
Das Betreuungsteam in der Voliere ist wieder auf vier Personen angewachsen. An drei Tagen in der Woche werden Walter und Catrin Ferndriger von Esther Chatelain (links) und Lisa Oppliger (zweite von rechts) unterstützt. Die beiden Frauen haben sich nahtlos in den Betrieb eingefügt und sorgen nicht nur für eine echte Entlastung, sondern auch für angeregte Unterhaltung während der Futtervorbereitung in der Küche. Dort geht es zu wie in einer Kita, weil parallel dazu die Graupapageien Chaos stiften.
Das Jahr 2023 begann in der Voliere mit einem herben Rückschlag. Graupapagei Pauli, den Walter und Catrin Ferndriger im Herbst 2017 vom Züchter Paul Mosimann erstanden, um die lange Einsamkeit der Papageiendame Chica zu beenden, ist am Freitag 13. Januar gestorben. Die Tierärztin, die ihn eingeschläfert hat, vermutet, dass er an einem Leberleiden erkrankt war. Pauli konnte schon seinerzeit erst vier Monate verspätet in die Voliere umziehen, weil er das nötige Gewicht nicht erreicht hatte. Sein Untergewicht blieb während der ganzen Zeit ein Thema. Im vergangenen Herbst weilte das Tier sogar für mehrere Wochen zur Reha bei den Ferndrigers in der Weststadt. Um Stress zu vermeiden kam er bei seiner Rückkehr nicht mehr mit den anderen Graupapageien, sondern lediglich mit Bobbie in die selbe Koje. Anfänglich sah es gut aus, Doch dann wurde Pauli immer schwächer und frass immer weniger. Auch wenn Pauli ein für Graupapageien kurzes Leben beschieden war, so war es doch ein ereignisreiches: Kurz nachdem er als Teenager in die Voliere eingezogen war, stellte sich heraus, dass der bisher Chico genannte Graupapagei eine Chica war und ein Ei gelegt hatte. Chica genoss in der Folge noch drei Jahre in Gesellschaft des jungen Herrn, bevor sie im Mai 2020 mit etwa 40 Jahren starb. In der Folge blieb Pauli nicht lange allein: Es zogen die Graupapageien Heidi, Bobbie und Leo ein.
Im englischen Sprachraum werden die kleinen afrikanischen Papageien "Lovebirds" genannt, ihr wissenschaftlicher Name lautet Agaporniden, was auf das Wort Agapornis oder "die Unzertrennlichen" zurückgeht. Auch in der Voliere lässt sich gut beobachten, wie gern die geselligen Tiere, deren wilde Artgenossen im tropischen Afrika leben, miteinander kuscheln. In der Voliere sind diesen Frühling neue, besonders hübsche Lovebirds, dazugekommen: Vier Vögel mit blauem Gefieder und weissen Köpfen. Drei davon sind Jungtiere, die im März in der Voliere geschlüpft sind. Sie stammen von einem Pärchen, das im letzten November in die Voliere eingezogen ist und bereits im Februar eine Brut begann. Der Vater der Tiere starb während der Aufzucht. Aber die alleinerziehende Mutter hat immer noch ein Auge auf ihrem Nachwuchs, von dem man behaupten kann, dass alle drei helle Köpfchen sind.
Seit einigen Wochen sind im Innern der Voliere drei besondere Schützlinge in der Quarantäne. Die Kapuzenzeisige wurden vom Zoll an der Grenze in Genf in der Fracht eines Italieners entdeckt und beschlagnahmt, der sie illegal ausführen wollte. Kapuzenzeisige stammen ursprünglich aus Südamerika. In freier Wildbahn soll es von ihnen in Kolumbien und Venezuela nur noch wenige Exemplare geben. Sie sind bei Züchtern wegen ihrer prächtigen Farben sehr beliebt und ihr Bestand gilt dank den Tieren in Gefangenschaft noch als gesichert. Die ursprünglich vier in Genf beschlagnahmten Vögel wurden vom Zoll dem Bundesamt für Vetereinärwesen übergeben, das auf der Suche nach einem guten Platz bei der Voliere Solothurn landete. Eines der Tiere verendete kurz nach der Ankunft, aber die drei anderen erholen sich derzeit in der Futterküche von erlittenen Strapazen. So wie es aussieht, können sie in den nächsten Wochen in eine der grossen Kojen umziehen. Wenn alles gut geht, gibt es möglicherweise noch Nachwuchs und die Voliere kann zum Erhalt der Kapuzenzeisige beitragen.
Regelmässig erreichen die Voliere Hilferufe von Leuten, die einen privat gehaltenen Vogel platzieren müssen. Nicht immer kann diesen Wünschen entsprochen werden. Aber im Fall des Nymphensittichs "Ruedeli" war Improvisation nötig. Eine betagte Frau aus der Vorstadt musste ins Spital und ihre Nachbarin, die sich um den Vogel gekümmert hatte, stand vor einer längeren Reise. Weil sich "Ruedeli" auffällig apathisch verhielt, nahm ihn Catrin Ferndriger nach Hause in die Weststadt. Schnell stellte sich heraus, dass das Tier erblindet war und ihm das Fressen direkt vor den Schnabel platziert werden musste. Als Walter Ferndriger den Ring des Tieres untersuchte, stellte sich heraus, dass der Nymphensittich ein wahrer Methusalem war: 26 Jahre alt war das Tier, während seine Artgenossen kaum je älter als 15 bis 20 Jahre werden. Als hätte er es gespürt, dass seine langjährige Halterin im Spital verstorben war und nicht mehr zurückkehren würde, starb auch Ruedeli am 4. April an Altersschwäche, aber mit frischem Blattwerk im Magen.
Der einzige Zweck der Voliere ist es, den Passantinnen und Passanten eine Freude zu bereiten. Aber ganz nebenbei erfüllt sie auch eine Funktion als letzter Zufluchtsort. Nicht selten sind ältere Menschen ratlos, wenn sie ins Altersheim umziehen und nicht wissen, wohin mit ihrem Wellen- oder Nymphensittich. Schon mehr als einmal hiess der Ausweg Voliere und die Tiere leben seither in guter Gesellschaft und mit deutlich mehr Bewegungsfreiheit. Auch als kürzlich in Bellach eine private Voliere aufgelöst wurde, fanden einige Diamantfinken, eine Ringastrilde, etliche Binsenstrilden und ein Blaukopfschmetterlingsfink (Bild) in der Voliere Zuflucht. Allerdings sind die Kapazitäten beschränkt. Da die Kojen in der Voliere praktisch ständig belegt sind, können die Tiere nur in wenigen Fällen aufgenommen werden, wenn es die Platzverhältnisse erlauben. Nicht möglich ist die Aufnahme von verletzten Wildvögeln. Dafür sind spezialisierte Institutionen wie die Wildstation Utzenstorf zuständig. Melden kann man sich auch beim für Solothurn zuständigen Jagdaufseher Mario Hänsli.
Den Leuten, die die Voliere für eine ursolothurnische Einrichtung halten, muss es einmal gesagt sein: Es gibt in dieser Stadt keinen internationaleren Ort. Nirgendwo sonst leben so viele unterschiedliche Nationalitäten auf so kleinem Raum zusammen. Der Vollständigkeit halber müssen wir allerdings zugeben, dass es ohne trennende Gitter weit weniger friedlich zu- und hergehen würde. Auch die beiden Feriengäste Zuko und Kali leben nicht mit ihren Artgenossen in der grossen Eckkoje für die Nymphensittich-Community. Sie sind nämlich wie ihre Besitzerin englischsprachig. Zuko zum Beispiel sagt gerne: «Who is a good boy» oder «Peekaboo», was die anderen total kindisch und affektiert finden. Die Besitzerin hat mit den Feriengästen auch eine Gebrauchsanweisung in englisch und deutsch mitgeliefert, auf der die Eigenarten der beiden Tiere beschrieben sind. Zuko sei «in love with his own reflection», verliebt in sein Spiegelbild, heisst es etwa. Dumm ist jetzt bloss, dass seit einigen Wochen neben Zuko, Kali und ein paar erholungsbedürftigen Wellensittich-Weibchen auch noch der Nymphensittich «Anton» in der separaten Gästekoje wohnt. Anton arbeitet hart daran, dem selbstverliebten Zuko die Frau auszuspannen. Die bisher alternativlose Kali ist dem Werben bereits erlegen. Anton ist, das rundet die Skandalmeldung ab, natürlich ein gebürtiger Solothurner. Er wurde zwar als Flüchtling an einem Wegrand im emmentalischen Biglen aufgegriffen, aber seine Ringnummer weist ihn zweifelsfrei als 2009 in der Voliere Solothurn geborenen Nymphensittich aus.
Was passiert eigentlich mit dem Geld, das die
Solothurnerinnen und Solothurner jedes Jahr für die Voliere spenden? Dank diesen Beiträgen – und natürlich auch dank ehrenamtlich geleisteter Arbeit von Mitgliedern der Ornithologischen
Gesellschaft – ist nicht nur der Einkauf von Futter, Putzmaterial und Einstreu möglich, sondern auch die Instandhaltung der Voliere selbst. So konnte diesen Frühling das Regendach über den Kojen
erneuert werden. Seither sind sie wieder viel heller und vor allem tropft es nun nicht mehr überall durch Ritzen und Löcher. In den nächsten Wochen folgt eine weitere wichtige Erneuerung. Die
alte, störungsanfällige Gasheizung wird durch einen schlanken und umweltfreundlichen Brenner der neusten Generation ersetzt. Ohne ihre treuen Spenderinnen und Spender könnte die Voliere diese
Investitionen nicht stemmen.
Damit sich die vier Papageien in aller Ruhe aneinander gewöhnen konnten, verbrachten die Papageien den ganzen Winter nur in der Innenkoje und der Futterküche der Voliere. Und man darf behaupten, dass sich die vier Grauen inzwischen blendend verstehen. Darüber hinaus haben sie mit dem fünften Grauen Freundschaft geschlossen, auch wenn sich Pauli weigerte, für das obige Gruppenbild mit Walter Ferndriger zu posieren. Seit Ostern können die vier Vögel auch in die Aussenkoje. Es dauerte ein paar Stunden, bis sie sich hinauswagten. Aber inzwischen haben sie das erweiterte Revier voll in Beschlag genommen und turnen in allen Lagen an Gittern und Einrichtung herum. Nicht einmal ihre Sitzstangen nutzen sie zum Ausruhen, sondern nagen sie mit schöner Regelmässigkeit durch. Und sie lernen täglich dazu: Pauli und Heidi imitieren, was sie an Geräuschen vor und um die Voliere mitbekommen. Leo und Bobbie imitieren, was ihnen die beiden Alten vormachen.
So sah es am 22. September 2020 in der Futterküche der Voliere aus. Zwei junge Graupapageien lernen gerade ihre neue Familie kennen. Das war ein aufgekratztes, aber friedliches erstes Aufeinandertreffen der neuen Viererbande. Doch der Reihe nach: Schon Ende Mai erkundigen sich Walter und Catrin Ferndriger beim Roggwiler Züchter Paul Mosimann, ob er eine neue Gefährtin für Witwer Pauli zu verkaufen habe. Hatte Mosimann, aus dessen Zucht auch Pauli stammt, gerade nicht. Dafür zwei frisch geschlüpfte Küken, die er von nun an alle paar Stunden von Hand fütterte. Wöchentlich schickte er ein Bild von den Wachstumsfortschritten der beiden Papageienkinder in die Voliere. Und dort konnten sich Walter und Catrin Ferndriger schon bald nicht mehr für den einen oder anderen entscheiden. Deshalb beschlossen sie, beide zu nehmen. Der Umzug wurde auf Ende September geplant. Dann geschah etwas Ungeplantes: Eine Bauernfrau aus dem Wasseramt suchte ein neues Zuhause für ihre 21jährige Graupapageiendame Heidi, die sie nicht länger allein in einem Käfig halten wollte. Kurzerhand wurde Heidi in die Voliere transferiert und verstand sich auf Anhieb mit Pauli. Als am 22. September auch noch die inzwischen flugfähigen Roggwiler Leo und Bobbie einzogen, begann der zweite Frühling von Heidi erst recht. Kaum waren die Kleinen, die im Gegensatz zu Pauli und Heidi noch dunkle Augen haben, angekommen, begann sie damit, sie zu füttern. Zahllose kleine Geschichten haben sich seither hinter den Kulissen abgespielt. Noch bis im nächsten Frühling bleiben die vier Graupapageien in der nur von der Rückseite einsehbaren Innenkoje der Voliere. Dies weil die Jungtiere mit den kalten Wintertemperaturen noch nicht zurechtkommen würden. So gewöhnen sie sich vorerst an die Besucherinnen und Besucher hinter der Glasscheibe. Aber aufgrund der begeisterten Schilderungen der Volierenwärter darf man davon ausgehen, dass die vier geschwätzigen Schlaumeier ab nächsten Frühling im Aussengehege auch beim Publikum im wahrsten Sinne des Wortes von sich reden machen werden.
In der Futterküche geht es seit dem Einzug der vier Graupapageien jeden Morgen hoch zu und her. Die vier geselligen Vögel zanken, erkunden die Kücheneinrichtung und die beiden jungen Neuzuzüger lassen sich noch so gerne von der Papageiendame Heidi mit Futter versorgen. Werfen Sie auf diesem kurzen Videozusammenschnitt einen Blick in den neuen Volierenalltag.
Bis im Spätsommer 2020 schien es, dass die beliebte Spieldose der Voliere altershalber ihren Betrieb eingestellt habe und nicht mehr funktioniert. Über verschiedene Kanäle suchte die Voliere einen Uhrmacher oder Elektroniker, der imstande wäre, die antike Mechanik wieder in Schwung zu bringen. Es fruchtete alles nichts. Bis eines schönen Sommertages das Telefon klingelte und sich ein Mann meldete, der überzeugt war, den Automaten reparieren zu können. Er hatte sich aufgrund des Hilfsaufrufes gemeldet, der an der Spieldose klebte. Walter Ferndriger vereinbarte ein Treffen mit ihm. Ein paar Tage später war die Spieldose ausgebaut und im Bucheggberg zur Reparatur. Als sie nach zwei Wochen wieder zurückkam, war der Mechanismus einwandfrei überholt, aufgefrischt und geputzt. Begeistert schwärmte der Mechaniker von der ausgeklügelten Technik, die die Paare tanzen lässt. Gerne hätten wir an dieser Stelle den rettenden Engel vorgestellt und ihm für seine unentgeltliche Hilfe herzlich gedankt. Aber der Mann ist nicht nur hilfsbereit, sondern auch so bescheiden, dass ihm jegliches Aufheben um seine Person zuwider ist. Nachforschungen von Catrin Ferndriger ergaben inzwischen, dass es sich bei der Spieldose um einen «seltenen und fantastischen Jahrgang» der Herstellerin Reuge aus Ste. Croix handelt. «Wenn sich die vier Tänzerinnen und Tänzer drehen, werden sie in den drei Spiegeln dahinter reflektiert, wodurch der Eindruck entsteht, dass Hunderte von Menschen im Ballsaal tanzen», schrieb Madame Schaer von Reuge SA Genf auf ihre Anfrage zurück. Eigentlich müsste die Spieldose mit dem Namen «Miroir Magique Danseurs» nun umgetauft werden auf «Miroir Magique Bucheggbergois».
Graupapagei Pauli soll nicht lange alleine bleiben. Papageien sind gesellige Tiere, die in Einzelhaltung verkümmern. Am 21.
und am 23. Mai 2020 sind bei Zürchter Paul Mosimann in Roggwil zwei winzige Graupapageien geschlüpft. In den nächsten Wochen hegt Mosimann die Küken rund um die Uhr, weil Graupapageien in
Gefangenschaft ihre Brut nicht selbst versorgen. Jede Stunde füttert er sie, bis sie gross und kräftig sind. Das wird, wenn in der heiklen Aufzuchtphase alles gut geht, schon in ein paar
Wochen der Fall sein. Beide Küken sind schon einmal für die Voliere reserviert, so dass Walter und Catrin Ferndriger mit alten Züchtertricks werden aussuchen können, welches Tier besser zu Pauli
passt. Unser Bild zeigt die beiden Papageienkinder in Roggwil. Wir halten Sie auf dem Laufenden, wenn es bei den Graupapageien wieder Zuwachs gibt.
Während gut 20 Jahren war die Graupapageiendame Chica der Publikumsliebling in der Voliere Solothurn. Wobei sie ihren richtigen Namen erst seit drei Jahren trägt. Bis sie im Sommer 2017 völlig überraschend ein Ei legte, hiess sie Chico und galt nach allgemeiner Überzeugung als Männchen. Das kann schon mal vorkommen. Für eine Geschlechtsbestimmung braucht es bei grauen Papageien eine genetische Federanalyse, weil sich die beiden Geschlechter äusserlich nicht unterscheiden. Oder eben ein Ei. Chica, die von einem privaten Vogelzüchter am Solothurner Rosenweg offenbar direkt aus Afrika importiert worden war, ist selbst anfangs der Achtzigerjahre aus dem Ei geschlüpft. Um das Jahr 2000 wurde sie der Voliere geschenkt und lebte dort lange als einziger Graupapagei, bis sie im September 2017 in Pauli einen Begleiter erhielt, der ihre Sprache versteht. Die Dame blühte in der Folge noch einmal auf und schloss auch mit Volierenobmann Walter Ferndriger eine innige Freundschaft. Täglich begleitete sie ihn bei seinem Putz- und Fütterungsrundgang auf Schritt und Tritt, wartete jeweils im Flur, bis er wieder aus den Koje zurückkehrte und sass ihm auf der Schulter, wenn er seinen Morgenkaffee in der Futterküche genoss. Entsprechend beunruhigt waren Catrin und Walter Ferndriger, als Chica in der ersten Maiwoche plötzlich Krankheitsanzeichen zeigte. Sie hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten und wirkte schwach. Am 7. Mai fuhren die beiden mit Chica zum auf Vögel spezialisierten Tierarzt Peter Sandmeier in Baden. Der stellte bei Chica einen Lebertumor in fortgeschrittenem Stadium fest. Der Schock war gross, aber es blieb kein anderer Ausweg, als das Tier von seinen Leiden zu erlösen. Regelmässige Volierenbesucher stellten schon ab dem nächsten Tag fest, dass Chica fehlte. Sprachen sie Walter Ferndriger darauf an, wurde offensichtlich, dass beim Volierenchef unter der rauhen Schale ein sehr weicher Kern wohnt.
Seit 18 Jahren war Heinz Stettler Wärter in der Voliere. Seit 18 Jahren hat er zweimal wöchentlich gefüttert, geputzt und mit Stammgästen geplaudert, oft unterstützt von seiner Frau Rosette. Am 9. April, mitten im Corona-Lockdown, leistete er seinen lange zuvor angekündigten letzten Arbeitseinsatz. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge: «Einerseits ist es schon ein wehmütiges Gefühl nach so vielen Jahren», sagte er nach getaner Arbeit, «andererseits wird es mir auch zukünftig bestimmt nicht langweilig». Stettler ist Mitglied der Brass Band Solothurn und aktiver Schrebergärtner im Familiengarten Zuchwil. An seine Anfänge in der Voliere erinnert er sich noch genau: Schon am Tag seiner Pensionierung fragte ihn der damalige Volierenobmann Martin Flury im Dezember 2003 an, ob er nicht für den altershalber zurückgetretenen Kurt Wälti provisorisch einspringen könnte. Aus dem Provisorium wurde ein 18-jähriges Engagement, das er nun, noch vor seinem 80. Geburtstag beendet. Heinz und Rosette Stettler waren in dieser Zeit ein fester Wert in der Voliere. Nicht nur haben sie die Volierenobmänner zuverlässig entlastet, sie sprangen auch mit unkomplizierter Selbstverständlichkeit ein, wenn Not am Mann war. Etwa vor einem Jahr, als sich Walter Ferndriger einer Hüftoperation unterziehen musste. Dafür und für den langjährigen Einsatz dankten Walter und Catrin Ferndriger dem Ehepaar Stettler anlässlich der Schlüsselübergabe am 9. April. Die beiden werden künftig an sieben Tagen in der Woche jeden Morgen in der Voliere anzutreffen sein. Unser Bild zeigt von links Heinz Stettler, Walter Ferndriger, Rosette Stettler und Catrin Ferndriger anlässlich der Verabschiedung am 9. April.
Die kalte Jahreszeit verbrachten sie im Wintergarten von Walter Ferndriger. Jetzt sind die vier Schönsittiche, die ihren Namen dem farbenprächtigen Gefieder verdanken, in der Voliere eingezogen. Sie vertragen sich bestens mit ihren neuen Nachbarn, den quirligen Zebrafinken und den Legewachteln. "Die kleinen Australier haben sich gut eingelebt", sagt Volierenobmann Walter Ferndriger, "jetzt hoffen wir, dass es gegen den Herbst erstmals Nachwuchs gibt". Man darf gespannt sein, welche Farbvariationen die nächste Generation hervorbringt.
Da ich wegen einer Hüftoperation ausgefallen bin, hat meine Frau Caterina das Zepter in der Voliere übernommen und versorgt unsere gefiederten Freunde an vier Tagen in der Woche. Unterstützt wird
sie von Roswitha Marti und Regine Pountney, die spontan eingesprungen sind. Ebenso Heinz Stettler, der zusätzlich zu seinen beiden regulären Volierendiensten gemeinsam mit seiner Frau einen
weiteren Arbeitstag übernommen hat. Somit können die täglichen Arbeiten weiterhin in drei bis vier Stunden erledigt werden und die Voliere bleibt sauber und gepflegt. So viel Hilfsbereitschaft
ist nicht selbstverständlich. Herzlichen Dank den Helferinnen und Helfern.
Walter Ferndriger, Obmann
PS: Auch die Solothurner Zeitung berichtete über Walter Ferndrigers Abwesenheit in der Voliere. Hier geht es zum Artikel
Freundinnen sind da, wenn man sie braucht: Als Walter Ferndriger am 5. März unerwartet ausfiel, formierte sich innert kurzer Zeit ein kleiner Trupp von Helferinnen. Jetzt ist die Voliere seit sechs Wochen mehr oder weniger in Frauenhand. Einziger Mann derzeit ist Heinz Stettler, der schon seit Jahren am Dienstag und am Donnerstag den Volierendienst versieht. Er hat mit seiner Frau Rosette einen weiteren Tag übernommen, um Catrin Ferndriger zu entlasten. Roswitha Marti, Nachbarin und Freundin der Familie Ferndriger, hilft ebenfalls regelmässig aus und hat sich bereits mit Graupapagei Pauli angefreundet. Unser Bild oben zeigt Catrin Ferndriger (links) und Roswitha Marti beim Volierendienst am Ostersonntag. Die dritte im Bunde ist Regine Pountney, die regelmässig mit ihrem Sohn Liam bei der Voliere zu Besuch ist und die ebenfalls tatkräftig beim Putzen der Boxen und beim Füttern mithilft. Trotzdem sind alle froh, dass Walter Ferndriger in drei bis vier Wochen voraussichtlich wieder zurückkehrt. Am grössten dürfte das Glück bei Graupapagei Chica sein. Als Ferndriger kürzlich an Krücken auf einen Kaffee vorbeikam, spielten sich im Innern der Voliere herzergreifende Szenen ab. Chica geriet völlig aus dem Häuschen, als ihr bester Freund wieder da war - und die Umstehenden waren den Tränen nahe.
Links: Regine Pountney mit Sohn Liam
Oben: Catrin Ferndriger und Roswitha Marti beim Volierendienst.
Für die Voliere geht ein ereignisreiches Jahr zu Ende. Dank einigen organisatorischen und optischen Anpassungen konnten wir 2018 wieder einen ansteigenden Spendeneingang verzeichnen. Einerseits
haben wir die Kosten für den Versand der Spendenbriefe deutlich gesenkt. Dies auch dank helfenden Händen in der Kleintiersiedlung Brunnmatt, die die über 700 Spendenbriefe von Hand verpackt
haben. Andererseits haben in diesem Jahr mehr Spenderinnen und Spender dazu beigetragen, dass die Institution Voliere betrieben und gepflegt werden kann. So werden wir im Jahr 2019 endlich die
alten Wasserleitungen in der Voliere ersetzen können und wieder in allen Kojen zuverlässig fliessendes Wasser haben. Deshalb möchten wir Ihnen für Ihre Treue und Unterstützung herzlich danken.
Verbunden damit wünschen wir allen Freundinnen und Freunden frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr.
Walter und Catrin Ferndriger
Plan: Die Quelle, die neben einigen Stadtbrunnen auch die Voliere speist, liegt in der Ziegelmatte (oben links). Die Leitung (grün) führt zum Amthausplatz ebenso wie zu den Brunnen der St. Ursen-Kathedrale.
In Solothurn gibt es noch eine alte Stadtquelle, welche den Amthausbrunnen, die Brunnen an der St. Ursen-Kathedrale und die Voliere mit Wasser versorgt. Das Wasser entspringt mitten in einem Wohnquartier am oberen Ende des Quellenwegs in der Ziegelmatte. Die Leitung führt unter der Unteren Steingrubenstrasse zum Kunstmuseum, wo sie sich Richtung Amthausplatz und Richtung Riedholzplatz verzweigt. In diesem heissen Sommer versiegte die Quelle während langer Zeit vollständig, wie Patrick Schärer, Chef des städtischen Werkhofs, bestätigt. Die Stadtbewohner merken es daran, dass die Brunnen kein Wasser mehr führen. Auch die Voliere bekommt es zu spüren, weil dann die Trinkbrunnen in den Kojen austrocknen und das Wasser täglich mit Eimerschleppen gewechselt werden muss. „Die Menge des Wassers, welche die Quelle bringt, ist massgeblich von den Witterungsverhältnissen sowie der Schneeschmelze abhängig“, schreibt Patrick Schärer weiter. Wenn es in diesem Winter viel schneit, kommt dies also auch den städtischen Brunnen und der Voliere im nächsten Sommer zugute.
Seit dem 7. August treibt eine Gang von zehn putzmunteren Sperlingspapageien ihr Unwesen in der Voliere. Die Tiere stammen vom Zuchwiler Metzger und Vogelzüchter Ernst Arnold. Sie lebten zuerst in der Quarantäne in der Futterküche. Allerdings nicht nur, um ihren Gesundheitszustand zu überprüfen, sondern auch, weil die Unterbringung Walter Ferndriger einige schlaflose Nächte bereitete. Sperlingspapageien gelten eigentlich als nicht gesellschaftsfähig. Nach etlichen Internetrecherchen und Diskussionen mit anderen erfahrenen Vogelexperten wurde ein Experiment gewagt: Die Sperlingspapageien bezogen die Koje mit den Graupapageien Chica und Pauli. Dies im Vertrauen darauf, dass die flinken, kleinen Südamerikaner den grossen Artgenossen entwischen können, falls die not amused auf die neuen Mitbewohner reagieren sollten. Aber das Zusammenleben klappte vom ersten Tag an. Inzwischen erfreuen die lebhaften Sperlingspapageien, bei denen immer etwas los ist, die Besucherinnen und Besucher. In freier Wildbahn sind die Sperlingspapageien von Mexiko bis in die Mitte Südamerikas zu finden. Sie gehören zu den kleinsten Papageienarten auf der Welt.
Anfang September sind nach der geglückten Zusammenführung in der Koje von Chica und Pauli weitere Zuzüger dazugekommen. Fünf Rotschwanzsittiche - genauer: Grünwangen-Rotschwanzsittiche oder auch Molinasittiche – gehören nun ebenfalls zur Familie in Koje 5. Diese Vergesellschaftung war weniger heikel, weil ein solches Tier und ein Rotbauchsittich bereits seit langem mit den Graupapageien zusammenleben. Die frisch zugezogenen, jungen Vogeldamen verdrehten dem eingesessenen Herrn so den Kopf, dass er einige Tage ganz aus dem Häuschen war. Apropos Häuschen: Die fünf Sittiche gehörten vorher einer jungen Frau, die ausgewandert ist. Sie brachte die Tiere in einem hölzernen Nistkasten mit Fluglöchern, die auf Sittiche zugeschnitten sind. Dieses Häuschen wurde den fünf Ankömmlingen mit in die Koje gegeben, damit sie eine Zuflucht hatten. Aber schon nach der ersten Nacht war es kein Sittich, der den Kopf aus dem Loch streckte. Es war der Graupapagei Chica, der es offenbar fertiggebracht hatte, den Holzdeckel zu heben und hininzuschlüpfen. Sein Pech: Der Deckel fiel zu und das Flugloch ist für sein Kaliber zu klein. Er musste warten, bis ihn Catrin Ferndriger am nächsten Morgen befreite.
Offenbar waren in diesem Sommer etliche Nymphensittiche auf der Kurve. Im Juli entdeckte ein Solothurner Ehepaar auf einem Spaziergang mit seinen Hunden einen Nymphensittich zwischen pickenden Tauben am Aareufer. Der Sittich schien schon ziemlich genug zu haben von der Freiheit. Als die beiden näher traten, flüchtete er nicht etwa, sondern flog ihnen im wahrsten Sinn des Wortes zu und blieb auf seinem Am sitzen. Inzwischen ist „Filou“ (Bild) in den dreissigköpfigen Schwarm der Voliere integriert. Erkennbar ist er daran, dass er gelegentlich Frauen hinterher pfeift wie in alter Gigolo. (Eine Kostprobe davon gibt es hier) „Kiki“ hingegen, ein anderer Nymphensittich und Freiheitsflüchtling, flog bei einer Familie durch das offene Stubenfenster, als die Dame des Hauses beim Bügeln war. Weil die Quarantäne gerade mit Sperlingspapageien vollständig belegt war, wurde „Kiki“ direkt in der Koje untergebracht. Wenige Tage später meldete sich seine Besitzerin. Mit etwas Geduld wurde ihr Tier identifiziert und sie konnte ihren „Kiki“ wieder mitnehmen. Schon zehn Tage später klopfte sie wieder bei der Voliere an. Sie habe das Gefühl, „Kiki“ sei einsam und vermisse die Gesellschaft. Ihm sei, auch wenn ihr die Trennung schwer falle, wahrscheinlich wohler in der Voliere, sagte sie. Seither lebt auch „Kiki“ in der Eckkoje. Der zugeflogene dritte Nymphensittich hat bisher weder Namen noch Besitzer. Er wurde am 17. August auf dem Amthausplatz entdeckt und von Walter und Catrin Ferndriger mit einem Netz eingefangen. Falls jemand einen Nymphensittich vermisst: Er könnte in der Voliere sein...
Wenn Walter und Catrin Ferndriger am frühen Morgen in der Voliere
ankommen, holen sie als Erstes die beiden Graupapageien Chica und Pauli in die Küche. Die Vögel geniessen es, beim Vorbereiten der Früchte und des Gemüses dabei zu sein und mit ihren Betreuern zu
schäkern. „Es ist ein bisschen wie in der Spielgruppe“, erzählt Catrin Ferndiger, „oft sitzt Chica bei Walter auf der Schulter und Pauli bei mir auf dem Kopf“. Wie es von aussen aussieht,
wenn Pauli auf dem Kopf von Catrin Ferndriger thront, hat eine Bekannte der beiden kürzlich beim Vorbeigehen gesehen - und diesen schönen Schnappschuss gemacht. Dieses kleine Video zeigt, wie sich die Graupapageien am Morgen in der Küche vergnügen.
Die farbenprächtige Belegschaft der Voliere macht auch vor der Kamera eine gute Figur. Aus diesem Grund haben wir
versuchsweise Postkarten produziert. Die ersten Models waren natürlich Graupapagei Pauli, der mit seinem Geplapper und Gepfeife innert Jahresfrist zum Publikumsliebling geworden ist.
Ebenfalls posiert haben die Nymphensittiche mit ihren steilen Hauben und die blauen Agaporniden, die auch die "Unzertrennlichen" oder "Liebesvögel" genannt werden. Was nicht bedeutet, dassunter
ihnen immer nur Harmonie herrscht. Bezogen werden können die Postkarten jeweils zwischen 9 und 11 Uhr in der Voliere oder werktags von 09.00 - 18.00 Uhr (Sa. 09.00 - 13.00 Uhr) im Tourist Office
von Region Solothurn Tourismus am Kronenplatz. Der Preis beträgt zwei Franken pro Karte. Nur solange Vorrat.
Die Solothurner Grafikerin Monika Stampfli einen neuen Auftritt für die Voliere gestaltet. Das neue Logo mit dem Papagei schmückt nicht nur die Homepage und den Newsletter, sondern auch die Briefschaften und Flugblätter, welche die Druckerei Herzog in Langendorf produziert hat.
Dreckfinken hat es in der Voliere keine. Aber rund um die Voliere schon. Was Walter und Catrin Ferndriger jeweils am frühen Morgen antreffen, ist alles andere als appetitlich. Liegen gelassener Abfall und die Hinterlassenschaft von Leuten, denen der Weg zum nächsten WC zu weit war, gehören leider zum Alltag. Letzten Winter haben Vandalen auch zum Spass die Scheiben zerkratzt. Eine Scheibe war sogar zerbrochen und musste ausgerechnet im Januar sofort ersetzt werden. Die Sicherheitsbestimmungen schreiben vor, dass so grosse Scheiben aus Sicherheitsglas sein müssen. Diese Vorschrift konnte nun erfüllt werden. Wegen der aufwändigen Arbeiten waren die Tierpfleger eine Woche lang ganztägig anwesend. Die Vögel mussten während des Scheibenwechsels draussen bleiben, die Schieber zu den Innenkojen wurden geschlossen. So bestand keine Gefahr, dass einer der Schützlinge abhanden kommt. Der grosse Unterschied zu den alten Fenstern ist deutlich vorallem beim Putzen spürbar, wie Catrin Ferndriger berichtet. Ob den Scheibenkratzern bewusst war, was sie angerichtet haben?
Bis im September lebte in der Voliere der Graupapagei Chica, der obwohl mit vielen anderen Sittichen in der selben Koje, zunehmende Anzeichen von Vereinsamung zeigte. Im September traf endlich sein neuer Gefährte Pauli ein, den die Voliere vom Roggwiler Züchter Paul Mosimann kaufen konnte. Die ersten Tage verbrachte Pauli zwar bereits in der Koje bei Chica, war aber zur Angewöhnung noch in einem kleinen Käfig untergebracht. Das Kennenlernen verlief so problemlos, dass Pauli und Chica bereits nach kurzer Zeit zusammengeführt werden konnten. Inzwischen macht der gelehrige Pauli der alteingesessenen Chica bereits Konkurrenz als Publikumsliebling. Er ist ausgesprochen zutraulich zu seinen Betreuern,
auf deren Schultern er regelmässig in der Futterküche die Zubereitung mitverfolgt und hat bereits gelernt, Melodien nachzupfeifen. Kurz: Pauli hat sich in der Voliere Solothurn bestens eingelebt.
Dreimal gab es in diesem Jahr Nachwuchs bei den „Lovebirds“, den Agaporniden im Westflügel der Voliere. Die Bruterfolge können als Zeichen dafür gedeutet werden, dass sich die Tiere in ihrer Gruppe ausgesprochen wohl fühlen. Die dritte Brut ist in diesen Tagen geschlüpft. Die derzeit noch nackten Jungvögel dürften das Nest in ungefähr drei Wochen verlassen.
Nun ist er da: Pauli, der sieben Monate alte Graupapagei aus der Zucht von Paul Mosimann aus Roggwil, gehört seit Freitag Morgen 1. September zur Belegschaft der Voliere Solothurn. Der Jungvogel, den Mosimann von Hand aufgezogen hat, wohnt in den nächsten Wochen provisorisch in einem separaten Käfig, der in der Koje der Graupapageiendame Chica platziert ist. Dies ist nötig, damit die beiden Tiere genug Zeit haben, sich aneinander zu gewöhnen. Obwohl Walter und Caterina Ferndriger alles für die optimale Vorbereitung dieses Unternehmens getan haben, gibt es keine Garantie, dass die Zusammenführung klappt: Ob die gestandene Dame Chica den Jungspund Pauli, der in Papageienjahren noch ein Bub ist, akzeptiert, stellt sich erst heraus, wenn die beiden nicht mehr durch Gitterstäbe getrennt sind.
Aber zumindest der Start ist geglückt. Schon auf der Fahrt nach Solothurn war Pauli aussergewöhnlich ruhig, obwohl er zum ersten Mal sein vertrautes Umfeld mit den Geschwistern und Elterntieren verlassen hat. "Da habe ich schon ganz anderes erlebt", sagte Paul Mosimann, der allein dieses Jahr von seinen vier Graupapageienpaaren sechs Jungtiere gross gezogen hat. Nach der Ankunft in der Voliere hatte Pauli in der Futterküche erst mal Zeit, die neue Umgebung ausgiebig zu mustern und sich mit seinen neuen Betreuern vertraut zu machen. Während Pauli eher einsilbig blieb, war die Freude über den Ankömmling bei Caterina Ferndriger gross (Bild). Nach gut 45 Minuten führte Walter Ferndriger eine erste Begegnung herbei: Er holte Chica aus ihrer Koje, setzte sie auf seine Schulter, damit sie sich den Neuen einmal aus sicherer Distanz ansehen konnte. Pauli markierte selbstbewusst den Kerl, indem er ein kleines Flügelballett aufführte, während Chica vorerst Desinteresse vorschützte.
Schon kurze Zeit später hiess es für Paul Mosimann, Abschied zu nehmen. Das fiel ihm, auch wenn er sich nicht viel anmerken liess, ein bisschen schwer. Weil Graupapageien in Gefangenschaft ihre Nachkommen meistens verstossen, zieht er die Jungtiere von Hand auf. Das bedeutet vor allem in den ersten Wochen, dass er die Küken rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche mit einem Spezialbrei füttern muss. Dass dabei eine Bindung zwischen Mensch und Tier entsteht, zeigte sich etwa darin, dass Pauli bei seinem Antrittsbesuch immer wieder die Nähe seines Ziehvaters suchte - meist indem er losflatterte und auf Mosimanns Kopf landete. Aber ein erfahrener Züchter wie Mosimann, der verschiedenste exotische Vögel und gelegentlich auch verwaiste Igel hält, hat sich längst daran gewöhnt. So ging es dann gegen elf Uhr plötzlich schnell, als er Pauli in seine neue Koje brachte, in der bereits ein Futternapf und frisches Wasser auf ihn warteten.
Hier, im Reich von Chica, war es nun Pauli, der kleinlaut und ruhig abwartete. Chica näherte sich dem neuen Mitbewohner sichtlich interessiert, aber vorsichtig. Erst versuchte sie ihn mit Distanz aus allen möglichen Winkeln in seinem Käfig zu erspähen. Dann kletterte sie von aussen an die Gitterstäbe und keine zehn Minuten nachdem Pauli eingezogen war, pfiff sie bei seinem Anblick vergnügt. Nun bleibt abzuwarten, wie lange die Harmonie anhält. Eigentlich müsste es klappen. Paul Mosimann hat anhand von Federn beider Tiere vorgängig ausgependelt, dass sie zusammenpassen.